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Von Friesland nach Flandern - Ahnen im Weltkrieg

Neue Hinweise und wo man fündig wird

Dieser Beitrag erscheint am 105. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs (1914-1918). Nach vorsichtigen Schätzungen verloren 17 Millionen Menschen ihr Leben in den blutigen Schlachten, die in Europa, Afrika und Asien ausgetragen wurden. Städte und ganze Landstriche lagen in Schutt und Asche. Auch einige meiner Ahnen haben an den Feldzügen teilgenommen. Einige kehrten nie zurück.
Anhand meiner eigenen Recherchen möchte ich hier aufzeigen, wie und wo man an Informationen über die damaligen Ereignisse erhalten kann.

Gedenkstein bringt Forschungen ins Rollen
Mein Ur-Großvater mütterlicherseits und vier seiner Bruder nahmen am Ersten Weltkrieg teil. Zwei von ihnen kamen dabei um. Ihre Namen und Todesdaten finden sich auf einem Ehrenmal in der Ortschaft Diele (Stadt Weener). Dieser Gedenkstein brachte weitere Recherchen ins Rollen. Nähere Umstände dazu, wo die Brüder gefallen waren, ließen sich nur über Umwege rekonstruieren. Folgende Informationsquellen förderten neue Erkenntnisse zutage:
1. Im "Ahnenpass" (der berüchtigte "Arier-Nachweis", der zu NS-Zeiten eingefordert wurde) meines Großvaters fanden sich die Todesdaten und die Länder, in denen seine Onkel starben: Russland und Frankreich.
2. Über Todesanzeigen, die damals in der örtlichen Tageszeitung erschienen, ließen sich weitere Informationen herausfiltern. Zwar wurde hier aus Gründen der Geheimhaltung auf Angaben des Einsatz- und Todesortes verzichtet, aber Angaben über die Dienstgrade und in einem Fall sogar über Angehörige seiner Einheit machten das Gesamtbild "runder".
3. Zu guter Letzt diente das Internet als Rechertool. Über Wikipedia, Fach-Foren und Spezialseiten (siehe Linkliste am Ende des Beitrags) habe ich anhand der Todesdaten, Länder und Einheiten rekonstruiert, wo meine Vorfahren ihr Leben ließen. Zumindest ließ sich der Bereich damit ungefähr eingrenzen, weil die entsprechenden Gefechte und Offensiven an den Tagen ausführlich rekonstruiert sind.
4. Auch die sogenannten "Preußischen Verlustlisten" sollen hier nicht unerwähnt bleiben. Die Auflistungen von vermissten, gefangenen, verwundeten und getöteten Soldaten wurden regelmäßig veröffentlicht und sind heute im Internet einsehbar. Sie brachten zwar keine Hinweise auf nähere Umstände, doch fanden sich Hinweise auf Dienstgrade etc. Im Fall meines Ur-Großvaters war auch eine Vermissten- und Verwundetenmeldung zu sehen.

Veteran und Veterinär
Auch mein Ur-Ur-Großvater mütterlicherseits nahm am Ersten Weltkrieg teil. Er war Oberveterinär im XV Armee Korps. Tierärzten kam eine besondere Rolle in diesem Krieg zu, weil das Pferd - trotz des technischen Vormarschs von Panzern und Fahrzeugen - nach wie vor von großer Bedeutung für die Fortbewegung im Feld war. Kurz vor Kriegsbeginn war ein Veterinäroffizierkorps gegründet worden, um dieser Bedeutung Rechnung zu tragen. Etwa 75 Prozent der deutschen Tierärzte, so Generaloberstabsarzt Dr. M. Tempel einem sehr lesenswerten Beitrag zu diesem Thema, gehörten diesem Korps an.
Unklar war für mich, wann, wo und wie lange mein Vorfahr im Ersten Weltkrieg eingesetzt war. Einziger Anhaltspunkt war bis dato eine alte Zeitungsanzeige aus dem Sommer 1915, in der er sich "aus dem Felde" zurückmeldete und die Wiederaufnahme seiner tierärztlichen Praxis-Tätigkeit ankündigte. Ein weiterer Zeitungsfund, den ich über Umwege erhielt, brachte aufschlussreiche und spannende Informationen. So berichtete mein Ur-Ur-Großvater in der Lokalzeitung seiner Heimatstadt "live" von der Front und von einem Fund von Dum-Dum-Geschossen, die nach der Haager Landkriegsordnung verboten waren. In besagtem Artikel finden sich auch, abgekürzt durch die Anfangsbuchstaben, die Einsatzorte meines Ahnen. In Kombination eines alten Fotos, das ihn in Kriegsuniform zeigt, reichten diese codierten Hinweise aus, um Gewissheit zu erlangen. Auf dem Bild war nämlich der Ort des Foto-Ateliers vermerkt: Wevelgem in Westflandern. Rings umher befanden sich Städte mit Anfangsbuchstaben aus dem Bericht und ein Blick in die Militär-Historie der Orte bestätigte, dass mein Ur-Ur-Großvater hier gewesen sein muss.


Im Gedenken an:
Hinderk Freerks, gefallen im Juli 1917 in Russland
Harm Freerks, gefallen im März 1918 in Frankreich

11/11/2023


Linkliste:
https://www.compgen.de/tag/1-weltkrieg/
https://ersterweltkrieg.bundesarchiv.de/genealogie.html
https://wiki.genealogy.net/Verlustlisten_Erster_Weltkrieg/Projekt
https://wiki.genealogy.net/FAQ_Erster_Weltkrieg

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